ein Mann mit einem Kreuz
2006
ein Mann,
einem Kreuz,
und ein langer, langer Weg
Beschreibung
einer geplanten Tat
von Mendel Hardeman
der Tat
das Kreuz
• Besorge einen großes stück Holz.
• Schließe Dich für sieben tage ein. Rede mit niemandem und gehe nicht auf die Straße. Sei völlig allein mit dem Holzblock und benutze Hammer und Stemmeisen, um daraus ein lebensgroßes Kreuz zu hauen - aus einem einzigen Stück. Gebe Dich Deiner Aufgabe mit der höchsten Konzentration hin; in dem Wissen, volle sieben Tage zur Verfügung zu haben.
• Gebe während dieser Tage alles, was Dir passiert - gedanklich, gefühlsmäßig oder körperlich - an das Holz weiter. Es wird Dein einziges Gegenüber sein; Dein Freund, Dein Feind und Dein Liebhaber. Erlaube jedem Gemütszustand, den Du durchläufst, sich in das Holz einzubrennen und erlaube umgekehrt dem Holz, sich in Dich einzubrennen. Das Kreuz wird ein Teil Deines Körpers werden.
der Gang
• Bringe das Kreuz an den Ort, an dem Dein Gang beginnen wird.
• Bringe nichts mit außer den Kleidern, die Du am Leib trägst.
• Nimm das Kreuz auf die Schulter und gehe.
• Gehe 40 Tage lang.
• Was Nahrung und Obdach angeht, sei völlig abhängig von den Menschen, denen Du begegnest. Nimm alles an, was Dir angeboten wird. Wenn Dir nichts angeboten wird, sei hungrig und schlafe unter freiem Himmel.
• Sei völlig offen zu jedem, dem Du begegnest. Sei empfänglich für alle Reaktionen, seien sie positiv, negativ oder neutral/indifferent. Wenn jemand reden will, höre zu. Wenn jemand möchte, da§ Du ihn begleitest, gehe mit ihm. Wenn jemand schweigt, schweige. Wenn Dich jemand haßt, gehe weiter.
• Während dieser 40 Tage wirst Du keinen Namen haben. Du wirst einfach der Mann mit dem Kreuz sein.
das Ende
• Am 40. Tag, gehe zu einer Brücke, die über einen gro§en Fluß führt.
• Werfe das Kreuz in den Fluß und sieh im nach, wie es davontreibt.
• Geh heim.
der Plan
Wann
Der Gang sollte im Herbst durchgeführt werden. Der Winter ist zu kalt und der Sommer zu heiß; und im Frühling würden die Leute glauben, daß die Aktion wegen der Passionswoche durchgeführt werde. Dieser Eindruck sollte vermieden werden - sie sollte unerwartet in einer dazu völlig beziehungslosen Welt passieren.
Geplant ist die Durchführung im Oktober und beginnenden November diesen Jahres.
Wo
Der Gang wird langsam sein. Bei durschnittlich 15 bis 20 Kilometern pro Tag wird der Geher über eine Dauer von 40 Tagen eine Distanz von 700 Kilometern bewältigen. Das ist genug, um sehr unterschiedliche Gebiete zu durchqueren, mit unterschiedlichen Bevölkerungen, Traditionen und Mentalitäten.
Der Geher sollte nicht zuviel Zeit in den Städten verbringen. Kontakte werden einfacher in ruhigeren Gebieten zu knüpfen sein und darüberhinaus wird der Gang auch weniger kräftezehrend sein.
Der Geher wird keine Karte mitführen. Er wird nur einen einfachen Kompass benutzen, um ungefähr die Richtung Süd/Südost anzupeilen. Es macht dabei nichts aus, wenn er etwas vom Weg abkommt - so lange er weitergeht, wird er irgendwo hinkommen. Die Absicht ist allerdings schon, daß er Deutschland von Norden nach Süden durchquert, angefangen in Arnheim (NL).
Mögliche Probleme
Es gibt viele mögliche Szenarien, keines davon unvorstellbar. Der Geher könnte ganz einfach überhaupt kein Essen bekommen und nach ein paar Tagen zusammenbrechen. Er könnte von dem Gewicht des Kreuzes verletzt werden. Es könnte endlos regnen und ihn krank machen. Er könnte von der Polizei gestoppt und mitgenommen werden, weil er keine Papiere bei sich führt. Etcetera, etcetera.
Mit dem Beginn des Gangs nimmt der Geher die komplette Verantwortung für alle Folgen auf sich, die diese Aktion mit sich bringen könnte. Keinem anderen Mensch oder Wesen, das in die Vor- und Nachbereitungen des Gangs involviert war, kann nachher die Schuld gegeben werden.
Sicherlich wird es Hindernisse zu überwinden geben und wenn etwas passiert, das den Gang vorzeitig beendete, dann soll es sein. Trotzdem sollte der Geher solange nicht aufhören, bis ein Weitergehen völlig unmöglich oder unvernünftig wäre.
Mendel Hardeman, Den Haag 2006
The text above served as a guide for the action
I wanted to execute in the Fall of 2006.
The execution
In the end of September 2006 I locked myself up in a house in The Hague with the intention of executing the action described above. During a week of loneliness I built a cross. Then I took it to Arnhem, where the Walk was to be started.
A plan I had in mind was that, after I had completed the 40-day walk, a friend of mine would visit the places where I had been in order to make a film about it. In this film, people who had met me would be asked to talk about what they had seen.
I started the walk on Saturday October 7th, 2006. What happened in the immediate following days became such a strong personal experience that for now I am keeping it to myself. Even though the forty days were never accomplished - I came back already in the next week - it changed my life.
The plans for the film were left to an uncertain future. I'm not done with it yet, so I may come back to this theme one day. When and how, only God knows.
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